Der Mesnerhof in Westerndorf
Vor 1431 war der Münchner Bürger Hans Westerndorfer sen. Eigentümer des Anwesens Haus Nr. 7. Das Geschlecht der Westerndorfer gehörte möglicherweise dem Ministerialen- oder freien Bauernstand an. Sie gaben jedoch ihren Landbesitz auf, denn bereits 1432 stellte ein Hans Westerndorfer (vielleicht jun.?) einen Leibgedingrevers über seinen Eigenhof dem Kloster Fürstenfeld aus. Dies bedeutete die schriftliche Anerkennung der Bedingungen für eine lebenslängliche Überlassung. Somit war das Kloster Fürstenfeld Grundherrin des Hofs – und blieb es bis zur Säkularisation 1802. Das Kloster verfügte im Dorf über keinen weiteren Besitz.
Der Hofname „Mesnerhof“ erinnert an die Mesnertätigkeit des Hofbesitzers in der nahen Kirche St. Peter und Paul. Der Hofname lässt sich bereits für 1687 mit den Archivalien der Hofmarksverwaltung Haimhausen belegen. Die Grafen von Haimhausen hatten dem „Jacoben Grätzl, mesnern zu Westerndorf“, die Rohrernte in der Altach im Fischwöhr auf Lebenszeit für jährlich 36 fl verpachtet. (1) (Das „Fischwehrl“ befindet sich in der Nähe von Oberndorf.)
Bei der ersten Landesvermessung 1808 erscheint das Anwesen als Haus Nr. 20 und mit dem Namen „Beim Mesner“. Damaliger Besitzer war Peter Grätzl, dessen Familie den Hof seit 1677 in ununterbrochener Folge bewirtschaftete. Der erste Bauer gleichen Nachnamens war der bereits erwähnte Jacob Grätzl. Auf ihn dürfte der Wiederaufbau um 1699 nach einem Brand von 1648 zurückzuführen sein. Über zweihundert Jahre, d.h. von 1677 – 1899 wurde der Mesnerhof von der Familie Gratzl (auch Kratzl, Grätzl genannt und geschrieben) bewirtschaftet. Dies erklärt, warum er auch „Gratzl-Hof“ genannt wurde.
Seit über hundert Jahren, seit 1909, bewirtschaftet ihn Familie Knorr. Michael und Therese Knorr tauschten 1909 den Mesnerhof in Westerndorf gegen ihre Hofstelle in Ramersberg ein. Michael Knorr verstarb einige Monate später. Der Besitz ging an die Witwe Ursula und ihre Kinder Maria, Michael und Katharina über. Nach einer vertraglichen Erbauseinandersetzung wurde Ursula Knorr 1910 Alleineigentümerin. Im gleichen Jahr heiratete sie ihren Schwager Sebastian Knorr. Das 1915 geborene Kind aus dieser Verbindung, ebenfalls Sebastian genannt, wurde Priester und wirkte als Missionar in Japan, wovon eine Tafel im Eingangsbereich der Kirche St. Peter und Paul kündet. Er starb 1982.
1979 übernahm Sohn Michael das Haus. Es war jedoch seit ca. 1975 so baufällig, dass der Giebel einzustürzen drohte. „Fast schon eine kleine Ewigkeit moderte das Gebäude vor sich hin. Seit 25 Jahren hat dort niemand mehr gewohnt. Der Putz ist großflächig abgeblättert, die Fenster hatten keine Scheiben mehr, Wasser drang in den Boden ein…“ (Dachauer SZ Nr. 245 von 2009) Da die Familie das Haus retten wollte, nahm sie 2003 Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege auf. Es folgten fachliche Untersuchungen wie eine Befunduntersuchung im Inneren des Bauernhauses sowie eine Archivalienforschung zur Geschichte des historischen Mesnerhofs. Anschließend erfolgte die Restaurierung des über 300 Jahre alten Bauernhauses. Die historische Bausubstanz mit dem barocken Schweifgiebel und dem nach Westen ausragenden Austragsstüberl, das wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt, konnten gerettet werden. Es wurde darauf geachtet, so weit wie möglich ursprüngliche Materialien zu verwenden.

Mesnerhof, Südseite mit neuer Grundmauer, Foto von 2005/2006
Das Haus ist seit der Restaurierung vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmal wie folgt eingestuft: „Bauernhaus, zweigeschossig mit Schweifgiebel, um 1699 errichtet, 1828 verändert; Stüberlvorbau wohl gleichzeitig; nachqualifiziert“
Beschreibungen der Hofstelle:
1582: Georg Angermeier hat ein haus, einen stadl mit zwey dennen, dabey ein gartlein, … ein casten und ein packofen. („Dennen“/Tennen waren befestigte Bodenflächen zum Dreschen; ein „casten“ war ein Speicher).
1609/10: Niclas Zellmayr hat ein hof, eine hofstat, einen garten, 45 jucharth ackh(er), 18 tagw(erk) anger und wie, 2 tagw. Holltz.
1844: Peter Gratzl hat ein Wohnhaus, einen Stall und Scheune, Wagenschupfe, Schweinställe, Backhaus, Hofraum und Wurzgarten.
1894/95 Johann und Kreszenz Kistler, verwitwete Grätzl, haben ein Wohnhaus, einen Stadel mit Kuhstall, Maschinenhaus, Schweinstall, Pferdestall, Wagenremise, Holzhütte, Backhaus und Hofraum.
1915: Michael (Sebastian) und Ursula Knorr haben ein Wohnhaus, einen Stadel mit Kuhstall, Maschinenhaus, Schweinstall, Pferdestall, Wagenremise und Hofraum.
Literatur:
- (1) Robert Giersch, Archivalienforschung zur Geschichte des historischen Mesnerhofs, Westerndorf 7, alte Hausnr. 20, Offenhausen Stand März 2003, Ortsarchiv Haimhausen
- Siegfried Mühlbauer, Befunduntersuchung im Inneren des Bauernhauses Haus Nr. 7, Fl.Nr. 1035, Regensburg März 2003, Ortsarchiv Haimhausen
- Gabriele Donder-Langer, Hiltrud Frühauf, Hans Schindlböck, Haimhauser Straßen, Haimhausen 2022, (Westerndorf)
Westerndorf und seine historischen Bauernhöfe
Kirche, Maibaum und stattliche Häuser beherrschen das Bild der in ein flaches Tal eingebetteten kleinen Ortschaft. Nebengebäude wie Scheunen erinnern daran, dass die Landwirtschaft, und sei sie auch nur im Nebenerwerb betrieben, heute noch eine bedeutende Rolle spielt. Westerndorf war, wie Oberndorf, Hörgenbach und Sulzrain, Ortsteil der selbstständigen Gemeinde Amperpettenbach. Als diese 1972 in die Gemeinde Haimhausen eingegliedert wird, so geschieht dies auch für Westerndorf.
„Der Ort Westerndorf zählt wohl unstrittig zu den schönsten und städtebaulich am besten erhaltenen Kirchdörfer im Landkreis Dachau…“ – so die Beschreibung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege aus dem Jahr 2004.
Nachfolgend sind die historischen Bauernhöfe nach ihren Haus- und Hofgeschichten und nach ihren Hausnummern vorgestellt:
Hausnr. 1 – Past-Hof: Die erste urkundliche Erwähnung beginnt im Jahre 1574 mit Georg Peßwirt als Hausbesitzer. Grundherr ist die Kirche St. Peter in München. 1665 übernimmt Georg Pabst, (30 Jahre später bereits „Past“ genannt) den Ganzhof. Ein Ganzhof ist ein großer Hof ab 20 Hektar mit acht oder mehrern Rössern. Seit nunmehr über 350 Jahren lebt die Familie Past auf diesem Hof.
Hausnr. 2 – Kuttendreyer-Hof: Das Anwesen hat einen Laubengang an der Eingangsseite, die Gred. Die Gred ist luftig und trocken. Die Bäuerin kann auch bei Regenwetter ihre Wäsche hier zum Trocknen aufhängen. Ist der Laubengang beim Kuttendreyer vor dem Krieg 8-bogig, so wird er 1947 umgewandelt. Der Nachkriegszeit mit dem Mangel an Baumaterialien ist es geschuldet, dass die Zahl der Bögen verringert wird.
Dieser Hof lässt sich in der Dorfgeschichte am weitesten zurückverfolgen. Bereits 1350 wird ein Ulrich Westerndorfer urkundlich genannt, der dem Gotteshaus Indersdorf eine jährliche „Reichnis“ (Gabe) entrichtet. Der Hof bleibt dem Kloster Indersdorf abgabepflichtig. Um 1470 wird Ulrich Hagenauer als Hausherr genannt. Sein fünfter Nachfolger ist Paul Cottendreyer, der 1597 den Besitz übernimmt. Fast zwei Jahrhunderte lang wird er von den Cottendreyers/Kuttendreyers geführt. Auf diese Familie bezieht sich der noch heute verwendete Hofname. 1769 heiratet Anton Brandmair ein. Seine Nachfahren gleichen Namens betreiben Haus und Hof auch heute noch.
Hausnr. 3 – Glasbauer-Hof: Um 1517 beginnt mit Ulrich Schwab die dokumentierte Nachfolge der Bauern. Grundherr dieses ½ -Hofs ist das Kloster Schäftlarn. 1612 übernimmt Bernhard Klas den Besitz; aus Klas ist „Glasbauer“ abgeleitet. Obwohl bereits 1658 Bauern mit anderen Nachnamen hier ansässig sind, ist der Hofname geblieben. 1885 kauft Josef Langenegger Haus und Hof; seine Nachkommen leben auch heute noch dort.
Hausnr. 5 – Der „Bachhans“-Hof: Um 1632 beginnt die Chronik des später „Bachhans“ genannten ½ -Hofes, dessen Grundrechte die Pfarrei Jarzt ausübt, mit dem Bauern Wolf Märckhl. 1644 kauft Johann Mayr den Besitz; 1696 heiratet Johann Duffschmidtr hier ein. Auf einen dieser zwei letztgenannten Bauern bezieht sich wohl der „Hans“ im Hofnamen, denn ein späterer Besitzer, nämlich Johann Ebstner, wird 1812 bereits „Bachhans“ genannt. Eindeutig lässt sich jedoch der erste Teil des Hofnamens „Bach“ einordnen. Das Anwesen liegt nahe am Biberbach, der am nördlichen Ortsrand vorbeifließt. 1835 heiratet Simon Denk hier ein. Seine Nachfahren leben hier bis heute.
Hausnr. 6 – Der „Lochhauser“-Hof: Die erste Erwähnung des später „Lochhauser“ genannten 1/1-Hofs stammt von 1666. Kaspar Klueg, der den Hof von seinem Vater Simon übernommen hat, erhält vom Kollegiat-Stift zu Unserer Lieben Frau in München das Freistiftsrecht. Es besagt, dass dem Bauern das Lehen jährlich gekündigt werden kann, sollte er seinen Abgabe-Verpflichtungen nicht nachkommen. 1809 wird B. Neumayr als Hofbesitzer erstmals Lochhauser genant. Worauf dieser Name zurückzuführen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Denkbar ist ein Bezug zu dem „Loich“ genannten nahen Wald zwischen Westerndorf und Hörgenbach (Loh = Wald). 1848 heiratet Michael Rottmayr (Rothmair) hier ein, dessen Nachkommen, inzwischen Rottmeier geschrieben, heute noch dort leben.
Hausnr. 7 – Der Mesnerhof: Die Haus- und Hofgeschichte dieses seit 1431 dokumentierten ½ Hofs s. „Der Mesnerhof in Westerndorf“
Hausnr. 9 – Der „Simmerpauli“-Hof: Die Geschichte dieses Hofs lässt sich zurückverfolgen bis 1470, als ein Bauer namens Pühler sich dort niederlässt. Der neunte Nachfolger, Simon Izlmayr (Jezlmair) kauft den Hof um 1649. Es handelt sich, nach den Verwüstungen im 30-jährigen Krieg, um eine Brandstätte. Simon Izlmayr baut den Hof wieder auf und übergibt ihn 1684 an seinen Sohn Paul. Der ungewöhnliche Hofname „Simmerpauli oder „Zimmerpauli“ ist aus den zwei Vornamen Simon und Paul entstanden. 1838 heiratetet Franz Eberl, Sohn des Hanslbauers von Amperpettenbach, hier ein. Seit dieser Zeit sind die Nachfahren der Eheleute Franz und Magdalena Eberl auf diesem Hof ansässig.
Literatur:
- Markus Bogner, Haus- und Hofchronik von Haimhausen…, 1999/006 (unveröffentlicht)
- www.genealogie-kiening.de, Stand 2021