Bruendlkapelle

Die Geschichte der Bründlkapelle

In Haimhausen führen zwei Straßen zur Bründlkapelle. Es sind dies der Obere und der Untere Bründlweg. Sämtliche Bründlwege sowie Ortsnamen mit der Vor- oder Nachsilbe „brunn“ (in unserer näheren Umgebung sind dies Mariabrunn und Schönbrunn) verweisen auf eine Quelle bzw. Wasser. Häufig handelt es sich um heiltätiges Wasser, dem in der Vergangenheit sogar Wunderheilungen zugeschrieben wurden. Bründ(e)l-Wallfahrts-Kirchen und –kapellen mit Quellfassungen sind oft der Muttergottes geweiht, „die schon in der hochmittelalterlichen mariologischen Deutung des Hoheliedes als gottesempfangende Quelle des Heils oder Lebensbrunnen bezeichnet wurde.“ (1).

Auch unsere 1734 erbaute Bründlkapelle ist der Muttergottes geweiht. Etwa um das Jahr 1715 stand bei der Quelle ein Bildstock mit einer ca. 20 cm hohen, aus Ton gebrannten Nachbildung des Ettaler Gnadenbildes der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm. Am 5. Mai 1735 berichtete Pfarrer Joseph Rucklinger an das fürstbischöfliche Ordinariat in Freising, dass an diesem Ort Wundertaten geschehen seien und die Leute deshalb von weit her zur Quelle strömten. Aus Dankbarkeit bei erfahrener Hilfe hätten sie Opfergaben aufgehängt. Zur Bequemlichkeit der Wallfahrer sei daraufhin eine Bretterhütte, „ein hölzernes Häuslein“ gebaut worden, das jedoch mittlerweile „gänzlich nidergefallen“ sei (2).

Im Auftrag des Haimhauser Grafen Karl Ferdinand Maria Reichsgraf von und zu Haimhausen wurde 1734 mit dem Bau der gegenwärtigen, steinernen Kapelle begonnen. Der Fürholzener Pfarrer Johann Jacob Pämer gab im Juni 1735 einen genauen Bericht im Ordinariat darüber ab, wie die neuerbaute Kapelle aussah:

„Diese Capellen ist ganz neu schen, vnnd guett, vnd zwahr nit gar khlein erst vergangeneß Jahr wie besagt, mitls von dasigen HH Grafen hierzue hergeschenckhte stainer, mehristen (meisten) Kalch, Holz vnd Eisen mit einem schen Cupl Türml, vnnd Tuer versechen von ihme erricht, vnd erbauet wurde…“(3).

Sehr viel später, erst im Jahre 1888 wurde bei einer Generalsanierung die Lourdes-Grotte in die nördliche Chorinnenwand eingebaut. Da sie an diesem Standort jedoch nicht recht zur Geltung kam, wurde sie 1934 nach außen neben den Treppenaufgang verlegt. Sie erinnert an die Grotte im südwestfranzösischen Lourdes, in deren Nähe dem jungen Mädchen Bernadette Soubirous mehrfach die Muttergottes erschienen ist. Lourdes wurde später durch Wunderheilungen zum bedeutenden Wallfahrtsort und Bernadette heiliggesprochen. In der hiesigen Lourdes-Grotte befindet sich auch das „Heilbründl“, die Quelle, mit deren Wasser man sich die Augen waschen kann und durch die Fürbitte Mariens sich eine vorbeugende Wirkung oder Heilung bei Augenleiden erhofft. Früher hingegen wurde die Gottesmutter ganz allgemein bei Krankheiten von Mensch und Tier, beim Sturz vom Dach oder in die Amper – mit oder ohne Kutsche – angerufen. So auch Anno 1770, als der fünfjährige Sohn des Haimhauser Zimmermanns Corbinian Haußer beim Raufen mit Spielkameraden in die Amper fiel. Die Störmung riss ihn mit sich, so sehr er auch versuchte, ans rettende Ufer zu gelangen. Eine halbe Stunde ging das so, bis er, wie er sagte, von einem Schwarm hellglänzender Fische ans Ufer getragen wurde, worin die Bevölkerung das Werk der Muttergottes sah. (4)

Layout 2

Die Kapelle wurde wiederholt renoviert, so 1787, 1888, 1903/04 und 1934. Die aufwändigste Renovierung außen und innen fand zwischen 1997 und 2002 statt.

Literatur:

  1. www.erzbistum-muenchen.de>bründlkapellen, Stand 23.03.2025
  2. Joseph Rucklinger war von 1731-1764 Pfarrer in Haimhausen, vgl. Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, Haimhausen 2003: 38
  3. Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Dachau 1991: 134
  4. Christiana Haack, Die Muttergottes in Gestalt eines Fischschwarms. In: Dachauer Nachrichten vom 13.01.1986


Die Totenbretter an der Bründlkapelle

Layout 1

Eine Ansichtskarte des einstigen Haimhauser Verlags S. Feldhofer, die im Jahre 1918 gelaufen ist, zeigt im Hintergrund die Bründlkapelle, davor Schrifttafeln an Bäumen, Brettern und schmiedeeisernen Kreuzen. Auf den Tafeln befinden sich die Namen von Verstorbenen, oftmals noch mit der Bitte um ein Gebet für den Entschlafenen versehen.

In einem 1908 erschienenen Artikel über „Die Grabdenkmale bei der Brünndlkapelle zu Haimhausen“ berichtet der Autor Hans Schnetzer von 14 solchen Grabdenkmälern, die als Erinnerung gedacht seien (1). Er beschreibt die Schrifttafel der aus der Oberpfalz stammenden Familie Nörl, der Betreiberin der damaligen Nörl-Gastwirtschaft (heute Adriatic Grill, Hauptstr. 46). Sechs Namen von Personen aus dieser Familie sind genannt, die zwischen 1835 und 1884 verstorben waren, von der erst 14 Wochen alten Anna bis zum 93-jährigen Georg Nörl.

„Wie kamen die Bewohner von Haimhausen zu diesem seltsamen… Brauch?“ fragt der Autor. Im ganzen übrigen Oberbayern würde er sonst nicht vorkommen. Die schmiedeeisernen Kreuze seien wohl der Ersatz für die Totenbretter, die Schnetzer noch 1903 vor der Bründlkapelle gesehen hat, die inzwischen aber verschwunden seien. Knapp fünfzig Jahre zuvor, 1859, wird von vielen Totenbrettern berichtet, die in Nähe des Kirchleins Maria Brünnl zu finden seien (2). Es handelte sich dabei um Holzbretter, auf denen man die Toten bis zum Begräbnis zuhause aufgebahrt hatte und dies in einer Zeit, als es noch keine Leichenhäuser gab. Nach dem Begräbnis wurden die Totenbretter zum Gedenken an die Verstorbenen an den Wegrand, oder, wie in Haimhausen, in die Nähe eines Gotteshauses gestellt.

Literatur:

  1. Hans Schnetzer, Die Grabdenkmale bei der Brünndlkapelle zu Haimhausen. In: Volkskunst und Volkskunde, 6. Jg., München 1908
  2. Joachim Sighart, Von München nach Landhut – Ein Eisenbahnbüchlein, 1859, erwähnt in www.kirchenundkapellen.de